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Geschichte

Hof Niederbentlage
Der älteste Hinweis auf Bentlage findet sich im Heberegister des Klosters Werden an der Ruhr aus dem Jahre 890, hier allerdings noch unter dem Namen „Binutloge“. 1)
Die Bentlager Kreuzherren erwarben den erwähnten Hof, der später „Niederbentlage“ heißt, schon im Jahr der Klostergründung (1437) vom Bischof von Münster. Mit dem Hof erwarben sie auch das Recht auf die Salzgewinnung in Bentlage und das Fischrecht in der Ems, womit die wirtschaftliche Basis für die Versorgung des  Klosters geschaffen wurde.
Die heutigen Gebäude wurden Mitte des 19. Jahrhunderts  aus den Steinen der ca. 1828 abgebrochen Klosterkirche errichtet. An der Nordseite des Bauernhauses trägt der Torbogen die Jahreszahl 1849..
Die Gebäude werden heute für Ausstellungen, Workshops etc. genutzt.  (R.M.)
Das Werdener Heberegister ist eines der wenigen Urbare, das neben  der  lateinischen Sprache das Altsächsische verwendet.
Gertrudenkapelle

Die hl. Gertrud

Der 989 von König Otto III. bestellte Vogt für die Stifte Borghorst und Metelen, Wichmann III. aus dem sächsischen Hochadelsgeschlecht der jüngeren Billunger, wurde 1016 aus machtpolitischen Gründen ermordet. Seine Frau Reinmod, Tochter des Grafen Gottfried aus dem Hattuariergau am Niederrhein, war wohl sehr um das Seelenheil ihres Mannes besorgt, als sie anno 1022 Geld und Ländereien für 7 Eigenkirchen stiftete, u.a. Buntlagi (Bentlage). In den folgenden Jahren wurde eine Kapelle gebaut, die der heiligen Gertrud gewidmet wurde. Wegen der Konkurrenz zur nahe gelegen Pfarrei St. Dionysius in Rheine konnte sie sich aber nicht als eigenständige Pfarrei behaupten. Die  Pfarrkirche St. Dionysius, die heute das Stadtbild von Rheine prägt, wurde  zwischen 1420 und 1520 errichtet. 1437 verkaufte der Bischof von Münster die Kapelle an die Kreuzherren in  Bentlage.

Klostergründung

Der Orden des Heiligen Kreuzes, deren Mitglieder sich Kreuzbrüder und ab Ende des 15. Jahrhunderts Kreuzherren nennen, gründete 1437 in Bentlage sein 3. Kloster in Westfalen. Der Bischof von Münster übertrug dem Orden die Gertrudenkapelle mit dem zugehörigen Haus des Rektors. Der Konvent war auf 8 Regulare (Mitglieder) beschränkt.

Am 24. April 1437 unterschreibt Papst Eugen der IV. in Bologna die Gründungsurkunde. Noch im Gründungsjahr erwarben die Kreuzbrüder den Hof Niederbentlage. Die ersten 20 Jahre waren mit vielen, vor allem finanziellen Schwierigkeiten verbunden. Eine straffere Führung des Ordens und viele Schenkungen verbesserten die Lage, und man konnte den Bau eines Klosters planen. Die Gebäude wurden in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet. Diese Zeit war auch die Blütezeit des Bentlager Klosters.

Klostergeschichte

Bentlager Kreuzigungsrelief, 1443

Nach Auskunft der Gründungsurkunde übernahmen Kreuzbrüder aus Köln und Wuppertal im Jahr 1437 eine kleine Kapelle mit einem Friedhof und dem Haus ehemaligen Rektors. Sie kauften außerdem den benachbarten Hof Niederbentlage mit den dazugehörenden Kotten Salthuis und Sonderhuis, um ausreichendes Gelände für die Errichtung eines neuen Klosters zu erhalten. 1463, nachdem der junge Konvent lang andauernde wirtschaftliche und personelle Schwierigkeiten überwunden hatte, konnte mit dem Bau der großen Vierflügelanlage begonnen werden. In der Chronik des Klosters Bentlage heißt es über die landschaftlichen Gegebenheiten des Ortes: „Was die Bestimmung der Umwelt betrifft, so erscheint es im Lichte des Glaubens klar und deutlich, daß so, wie der allmächtige Gott von Ewigkeit diesen Ort für sich und die Seinen auserwählt hat, er ohne jeden Zweifel von Anbeginn diesen Ort in ganz besonderer Weise und mit Sorgfalt abwechselungsreich ausgeschmückt und für ihn Verfügungen getroffen hat, indem er die einzelnen Dinge voneinander trennt, so daß er Raum für Gebäude hatte, Wälder für Holz, Steine, Sand und Kalk zum Bauen Lehm für Ziegelsteine, Dachziegel und Wände, Holz und Soden für das Feuer, Äcker für Getreide, Wiesen für Gras, Weiden für das Vieh, Flüsse für Fische und alles Lebensnotwendige, Blumen für die Bienen und Wachs, Triften für Schafe und Salz in Gruben.“

Die Blütezeit des Konvents war um 1500 erreicht, als etwa 50 Mönche in Bentlage lebten. Während der Reformations- und Wiedertäuferzeit blieb der Konvent dem katholischen Glauben zugewandt. Er pflegte enge Beziehungen zu den Münsterschen Bischöfen, die einige ihrer Amtshandlungen im Kreuzherrenkloster Bentlage abhielten. Die Zahl der Konventualen verringerte sich jedoch und für 1631 ist überliefert, dass nur noch vier Priester, ein Laienbruder, der Prior und der Prokurator im Kloster lebten.

Am 20. September 1647 wurde die Stadt Rheine von schwedischen Truppen eingenommen und in Brand gesetzt, einen Tag später auch das Kloster Bentlage. Nach der Klosterchronik konnten sich die Mönche durch ihre Flucht retten. Die Gebäude mit Ausnahme der Küche und einiger Nebengebäude erlitten jedoch umfangreiche Schäden. Der Wiederaufbau des Klosters erfolgte bis 1662.

Für den Konvent in Bentlage, der inzwischen wieder aus 12 bis 15 Kreuzherren bestand, war die zweite Hälfte des 17. Jh. eine Zeit des geistigen und später auch materiellen Aufschwungs. Wie in anderen Häusern des Ordens fanden in Bentlage gelegentlich Kurse für Theologie und Philosophie statt, die Konventualen wurden zum Studium in die Klöster Düsseldorf, Köln und Marienfelde geschickt. Die gute Vermögenslage des Klosters um 1700 und im 18. Jh. ermöglichte umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten an den Gebäuden, dies entsprach der allgemeinen Entwicklung dieses Ordens hin zu reicher und künstlerischer Ausgestaltung seiner Kirchen und Klöster. Ab 1760 setzte eine Stagnation und im gewissen Sinn ein Verfall ein. Bis zur Auflösung des Klosters im Jahr 1803 infolge der Säkularisation des Fürstbistums Münster konnte beides nicht mehr abgewendet werden.

Baugeschichte

Kloster Bentlage mit seinen zugehörigen Bauten, eingebettet in die über Jahrhunderte geprägte und gestaltete Landschaft, ist heute ein einzigartiges architekturgeschichtliches und kulturlandschaftliches Kleinod des Münsterlandes. Das ehemalige Kreuzherrenkloster gibt mit seinen erhaltenen drei Flügeln ein bemerkenswertes Zeugnis ab von der Architektur des Kreuzherrenordens in spätgotischer Zeit. Die Anlage entstand nach einem offensichtlich klar umgrenzten Bauplan, der sich mit wenigen Abwandlungen auch bei anderen Klosteranlagen dieses Ordens nachweisen lässt und in seiner Raumfolge Parallelen zum Grundrissschema der Zisterzienser aufweist.

So fanden sich im Ostflügel die Sakristei, der Kapitelsaal, die Räume für Prior und Prokurator und darüber ein Dormitorium. Der Nordflügel enthielt u.a. einen Arbeitssaal der Mönche, das Calefaktorium, die Krankenstube, das große Refektorium, Kellerräume und einen westlichen Küchenanbau. Im Westflügel lagen Gästeräume.

Die Kirche bildete den Südflügel des Klosters, der Kreuzgang lag nördlich von ihr und verlief innerhalb der drei Konventsflügel. Der Kircheninnenraum wurde durch einen Lettner in Mönchschor und Laienkirche unterteilt, wie es vergleichbar in der Kirche des Bentlager Tochterklosters Ter Apel in den Niederlanden heute noch vorzufinden ist.

Die gesamte Vierflügelanlage wurde in einer Bauzeit von etwa 50 Jahren, ab 1463 bis 1512 vollständig errichtet. Die aufeinander folgenden Bauabschnitte lassen den Beginn an zugrunde gelegten Plan erkennen, der offensichtlich nur an wenigen Punkten während der Bauzeit korrigiert wurde und auf einen Konvent mit einer Größe von etwa 50 bis 60 Klerikern und Laienbrüder zugeschnitten war.

Von dem großen Brand des Klosters im Jahr 1647 müssen der Ost-, Nord- und Westflügel besonders stark betroffen gewesen sein, denn alle Dachstühle, alle Geschossdecken und die Kellergewölbe wurden im Zuge des Wiederaufbaues zwischen 1648 und 1662 erneuert. Im Rahmen dieser Arbeiten erhielten der Nord- und der Westflügel geänderte Innenaufteilungen unter Beibehaltung des Kreuzganges. Im Obergeschoss des Ostflügels wurde wieder in alter Tradition das Dormitorium mit Mönchszellen eingebaut, die übrigen Räume erhielten größtenteils nun geänderte Nutzungen. Die Klosterkirche hatte durch den Brand offenbar vergleichsweise geringe Schäden erlitten. Zahlreiche Räume wie auch der Kreuzgang erhielten im ersten Drittel des 18. Jh. neue Ausstattungen, Fußböden, Stuckdecken und Vertäfelungen.

Als neuer Kapitelsaal diente schon in der zweiten Hälfte des 17. Jh. der nördliche große Raum im Erdgeschoss des Westflügels. Hier wurde um 1730 eine Stuckdecke mit reicher Gestaltung eingefügt. 1759 wurde im Westflügel die Eingangshalle mit zweiläufiger Treppe ins Obergeschoss und nördlich davon ein kleiner Raum vermutlich als Bibliothek mit fest eingebauten Schränken und neuem Kamin geschaffen. Die Westfassade erhielt als neuen Haupteingang in den Konvent ein Werksteinportal mit Sprenggiebel und dem von Löwen gehaltenen, baldachinbekrönten Priorwappen. Auf das Portal des Westflügels führt die Achse der westlich des Klosters 1743/44 errichteten Toranlage zu. Diese qualitätvolle Toranlage, bestehend aus zwei Pavillons und einer Brücke mit zwei Torpfeilern und Brüstungen über einem Graben, lässt in der Gesamtkomposition der Bauteile zueinander, in der Materialwahl und auch in der Formensprache der Architektur und ihrer Details Bezüge zu den Bauten des westfälischen Barockbaumeisters J.C. Schlaun erkennen. Um die Mitte des 18. Jh. wurde auch die Umgebung des Klosters im Sinne einer barocken Landschaftsgestaltung herrschaftlich ausgebaut. 1738 entstand der Sternbusch als klosternahes Jagdrevier wohl für den münsterschen Fürstbischof Clemens August, 1750 erfolgte die Anlage der Allee, die von den neuen Torhäusern auf den Westflügel des Klosters zuführt.

Die Umwidmung des Klosters im Jahre 1803 zum Residenzschloss des neuen, nur bis 1806 existenten Fürstentums Rheina-Wolbeck und die weitere Nutzung als herrschaftlicher Wohnsitz der Adelsfamilie von Looz-Corswarem brachte in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zahlreiche Veränderungen der Gebäude und der Außenbereiche mit sich, die das Aussehen der Gesamtanlage nun entscheidend wandelten. Der Abriss der Klosterkirche mit dem zugehörigen Teilstück des Kreuzgangs kurz vor 1828 war die augenfälligste Veränderung des Gebäudebestandes.

Die Gebäude blieben im 19. und frühen 20. Jh. infolge von Erbstreitigkeiten über lange Zeiträume wenig genutzt. Am Gebäudebestand wurden kaum weitere Veränderungen vorgenommen.

1945 richtete ein Bombentreffer im südlichen Teil des Ostflügels großen Schaden an, so dass einige Meter dieses Gebäudes einschließlich des Südgiebels völlig neu errichtet werden mussten.

1978 kaufte die Stadt Rheine das Kloster mit den zugehörigen Ländereien.

Von 1990 bis 2000 wurde Kloster Bentlage, verbunden mit der Umnutzung zur „Kulturellen Begegnungsstätte“, restauriert. (B.S.)

Residenz Rheina-Wolbeck

Wappen des Landesfürstentums Rheina-Wolbeck

Durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25.2.1803 wurde das Landesfürstentum Rheina-Wolbeck anerkannt. Landesherr wurde Herzog Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem, der hiermit für seine linksrheinisch verlorengegangenen Besitzungen entschädigt wurde.

Das Fürstentum erstreckte sich über 90 km linksseitig der Ems in einer Breite zwischen 10 bis 15 km etwa von Nienberge bei Münster bis ca. 20 km nördlich von Lingen. Landeshauptstadt wurde Rheine und Herzog Wilhelm Joseph wählte das säkularisierte Kloster Bentlage als seine Residenz; er starb aber bereits 3 Monate später. Sein Sohn und Nachfolger, Herzog Josef Arnold setzte den Umbau zur Residenz fort und zog noch im Herbst des Jahres 1803 ein.

Bereits im Juli 1806 wurde das Landesfürstentum aufgelöst und dem Großherzogtum Berg einverleibt.

Das Kloster selbst, die umliegenden Ländereien und verschiedene Güter in der Umgebung wurden dem Herzog zugesprochen, der auch seinen Fürstentitel weiter tragen durfte. So wurde die ehemalige Residenz zu einem Adelssitz und blieb bis 1978 im Besitz der Familie Looz-Corswarem.

Karte des „Landesfürstentums Rheine-Wolbeck“

Adelssitz

Bentlage (aus: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterlichen Grundbesitzer der preußischen Monarchie)

Nach der Auflösung des Landesfürstentums Rheina-Wolbeck wurden dem Herzog Josef Arnold von Looz-Corswarem die ehemalige Residenz, umliegende Ländereien und andere Güter zugesprochen.

Der Adelssitz war bis 1978 im Besitz der folgenden Zweige der Familie:
1803-1827 Looz-Corswarem
1839-1912 Lannoy-Clervaux
1931-1946 Looz-Corswarem
1955-1978 Bogaerde-Terbrugge-Heeswijk
Dem Besitzerwechsel gingen jeweils langjährige Erbstreitigkeiten voraus.

Der Umbau des Klosters zu einem Adelssitz , verbunden mit der Umbenennung in Schloß Bentlage, war mit wesentlichen baulichen Veränderungen verbunden, wobei vor allem der Abriss der Kirche (ca. 1828) zu nennen ist, durch den die ursprünglich geschlossene Vierflügelanlage zu der heutigen Dreiflügelanlage wurde. Zudem wurde der Friedhof im Innenhof eingeebnet und zu einem Garten umgestaltet. Die landschaftsgestalterischen Maßnahmen in der Umgebung, hier vor allem die Anlage der Doppelallee am Bentlager Weg in Richtung Rheine und der Wegefächer im Bentlager Wald bestimmen noch heute das Landschaftsbild.

Zahlreiche Ideen, das ehemalige Kloster und spätere Schloss Bentlage wieder mit Leben zu füllen, wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt und wieder verworfen, z.B. das Gebäude als Hotel für Badegäste des Solbades Gottesgabe, als ein Ordenshaus der Steyler Missionare mit angegliedertem Gymnasium, als Altenheim oder als Frauenklinik mit Entbindungsstation zu nutzen.

Von 1920 bis 1929 bewohnten die Steyler Missionare als Mieter den Westflügel des Klosters. Im 2. Weltkrieg waren die Gebäude Reservelazarett und Quartier für die Luftwaffe, nach dem Krieg kurzzeitig Straflager der englischen Besatzungsmacht, das von einem 4 Meter hohen Stacheldrahtzaun umgeben war.

Das Betreten des Waldes war bis Anfang des 20. Jahrhunderts nur mit Erlaubnisschein möglich, und der Schlosspark war sogar bis 1978 der Bevölkerung nicht zugänglich.

Kauf durch die Stadt Rheine

Im Jahr 1978 erwarb die Stadt Rheine das Kloster/Schloss Bentlage samt aller zugehörigen Pachthöfe, Ländereien und Waldflächen, einschließlich des Bentlager Waldes. Die land- und forstwirtschaftlichen Flächen bilden die wertvolle historische Kulturlandschaft. Als neue Eigentümerin sah sich die Stadt Rheine mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, ein tragfähiges Nutzungskonzept für die weitläufige, denkmalgeschützte Anlage zu entwickeln, die zunächst zunehmend verwahrloste und verwilderte. Eindringliche Fotos und dazu aufrüttelnde Bildunterschriften in der örtlichen Presse machten die Öffentlichkeit auf Bentlage aufmerksam. So hieß es 1981: „Sein Zustand ist ein Trauerspiel, mehr noch – ein Ärgernis. Das Gebäudeinnere verfällt mehr und mehr, Park und Anlagen verwildern und vergammeln“. Seit 1982 war das Schloss unbewohnt, die Blendläden geschlossen und vernagelt, und inmitten der verwildernden Parkanlagen bot es den Eindruck eines Dornröschenschlafs. Einbrüche, Diebstahldelikte und Vandalismus verschärften die Situation. Es bildete sich aus der Bürgerschaft der Arbeitskreis „Schloss Bentlage“. Angesichts der Fülle der anstehenden Aufgaben betrieb der Verkehrsverein zusammen mit der Stadt Rheine zielstrebig die Gründung eines Fördervereins für das Schloss: „Der Verein ist eine Gemeinschaft von Förderern des Klosters/Schlosses Bentlage, die sich die Aufgabe stellt, sich für die Restaurierung, Pflege und Nutzung der Anlage und ihrer Gärten ideell und materiell einzusetzen.“

Der 1983 gegründete Förderverein bildete in den nächsten Jahren die Triebfeder für die weitere Entwicklung. Schon ab 1985 bot er nach dem Herrichten der Scheune und einiger Räume im Kloster den Rahmen für kulturelle Veranstaltungen, um das Interesse der Bürgerschaft an der Klosteranlage zu fördern. Das Arbeitsamt Rheine unterstützte alle notwendigen Herrichtungsmaßnahmen in Form von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die schlimmsten Spuren von Verwahrlosung wurden beseitigt, die Außenanlagen aufgearbeitet, so dass Bentlage zu einem beliebten Anlaufpunkt für Erholungssuchende wurde. Von 1987 bis 1989 wurde eine detaillierte bauhistorische Untersuchung an den ehemaligen Klostergebäuden vorgenommen, die den besonderen Wert dieser Anlage im Einzelnen dokumentiert. 1988 legte der Förderverein sein Konzept für eine kulturelle Nutzung der Anlage vor, das wesentliche Grundlage des endgültigen Nutzungskonzepts war.
1989 fasste der Rat der Stadt Rheine dann den Beschluss, beim Land NRW die Förderung der Umnutzung von Kloster Bentlage zu einer „Kulturellen Begegnungsstätte“ zu beantragen. Im Sommer 1990 lag der Bewilligungsbescheid über eine achtzigprozentige Förderung durch das Land NRW vor. Damit konnte die zweite große Metamorphose des alten Kreuzherrenklosters Bentlage beginnen, die erste hatte nach der Säkularisation 1803 stattgefunden. (B.S.)

Restaurierung

Das von den Architekten Pfeiffer/Ellermann 1989 vorgeschlagene Nutzungskonzept für Kloster Bentlage, das mit allen beteiligten Gruppen vor Ort gemeinsam entwickelt und zwischen 1990 und 2000 umgesetzt wurde, beinhaltet folgendes: Der Ostflügel als ältester und in seinem Grundriss und gesamten Charakter am deutlichsten noch aus der Klosterzeit geprägte Flügel, wird museal genutzt. Für den durch frühere Umbauten stärker beeinträchtigten Nordflügel ist ein Gastronomiebereich mit Restaurant und Cafe vorgesehen. Das Obergeschoss kann einfache Übernachtungsmöglichkeiten und im westlichen Bereich die Bibliothek der Europäischen Märchengesellschaft aufnehmen. Der schon zu Klosterzeiten und im 19. Jahrhundert zu Repräsentationszwecken dienende Westflügel soll vorwiegend kulturellen Veranstaltungen wieder einen repräsentativen Rahmen bieten und im Obergeschoss die Geschäftsstellen der kulturtragenden Vereine beherbergen. Das Konzept wurde im Sommer 1989 mit leichten Modifizierungen vom Rat der Stadt Rheine beschlossen. Anstelle der Übernachtungsmöglichkeiten im Obergeschoss des Nordflügels findet sich heute dort ein großer Saal, der zu unterschiedlichen Zwecken, zum Beispiel Ausstellungen, Seminaren, Konzerten und Tagungen genutzt werden kann.

Auch denkmalverträgliche Nutzungen erfordern gewisse Veränderungen und Eingriffe in die Bausubstanz für notwendige Reparaturen, für haustechnische Einbauten und statische Ergänzungen, für Mindesterfüllungen der Auflagen des Brandschutzes. Es mussten Wertungen vorgenommen werden, es galt zu entscheiden, wo Eingriffe möglich werden konnten oder wo in besonderer Weise Rücksicht zu nehmen war. Deshalb stand an erster Stelle die Analyse und Aufarbeitung der Baugeschichte, die die Grundlage für den weiteren Umgang mit den Bauten bildete.
Für die ganzjährige Nutzung der Gebäude als Museum, Veranstaltungsbereich und Restaurant waren Maßnahmen gegen Feuchtigkeit im Sockelbereich in allen drei Flügeln erforderlich. Durch die über lange Zeiträume bestehende Durchfeuchtung hatte sich in Teilen des Ostflügels und in einem Bereich des Westflügels „Echter Hausschwamm“ gebildet. Sämtliche Wände, Decken und der Dachstuhl wurden auf ihre Tragfähigkeit überprüft, repariert und für die neue Nutzung ergänzt. Der Ostflügel hatte im Laufe der Jahrhunderte wohl aufgrund der Bodenbeschaffenheit im Uferbereich an der Ems eine Schräglage erhalten, die stabilisiert werden musste. Die vier Betonpfeiler, die vor die Westseite des Ostflügels gesetzt wurden und nur an den notwendigen Stellen punktuell ins Gebäude einbinden, stellen die Standsicherheit des Flügels nun sicher.

Der Einbau eines neuen Treppenhauses mit Fahrstuhl im südlichen Teil des Ostflügels, der durch eine Bombentreffer 1945 stark zerstört und kurz darauf neu errichtet worden war, dient ebenfalls der Stabilisierung diese Flügels. Die vorhandene Dachdeckung war nicht mehr regendicht, sie wurde sorgfältig abgenommen. Die Dachpfannen wurden nach Wiederverwendbarkeit, Größe und Schnitt sortiert und gelagert. Nach den erforderlichen Zimmermannsarbeiten an den Dachstühlen wurden auf die Sparren bitumengetränkte, atmungsaktive Pappen aufgebracht. Die Dachlattung wurde erneuert, und die Flächen soweit möglich mit den alten Pfannen neu eingedeckt, um das vertraute Erscheinungsbild der Gebäude zu erhalten. Die Nordseite des Nordflügels und die Ostseite des Ostflügels erhielten eine Eindeckung aus neuen Tonhohlpfannen.
Die neue Nutzung der Gebäude wurde auf die vorhandene Grundrisssituation der drei Flügel angestimmt. Der Kreuzgang wurde belassen und von den nachträglich eingefügten, die Raumsituation eher verunklärenden Einbauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert befreit. Darüber hinaus war Zielsetzung, den Ostflügel, der im Erdgeschoss noch weitgehend die Raumstruktur aus der Erbauungszeit des 15. Jahrhunderts und im Obergeschoss noch Teile der Zelleneinbauten aus der Zeit nach 1647 besitzt, unverändert zu erhalten.
Auch der Westflügel, dessen überwiegend barocke Raumsituation seit dem frühen 19. Jahrhundert keine Veränderungen mehr erfahren hatte, sollte in dieser Form belassen werden. Der Nordflügel war im Laufe der Jahrhunderte am stärksten verändert worden. Erzeigte aber keine zusammenhängende Gestaltung, die unantastbar gewesen wäre. Hier wurde es möglich, Nutzungen anzusiedeln, für die gewisse Veränderungen im Grundriss, die Aufteilung größerer Räume in kleinere Einheiten oder die Herausnahme von Innenwänden aus jüngerer Zeit erforderlich waren, zum Beispiel für den großen Saal im Obergeschoss.
Bis auf die Westfassade, die sich seit dem frühen 19. Jh. als einheitliche Quaderputzfassade darstellt, zeigen alle übrigen Fassaden kein glattes einheitliches Bild, sondern lassen anhand von vermauerten, vergrößerten oder verkleinerten Öffnungen, klaren Baufugen, Unterschieden im Steinmaterial und in der Mauertechnik vielfältige Spuren der Baugeschichte der Anlage erkennen. Diese Situation sollte sich durch die Sanierungsmaßnahmen nicht ändern, die Möglichkeit, am Gebäude selbst dessen Geschichte ablesen zu können, sollte bewusst erhalten bleiben. Bei neuen Zutaten an Fenstern, Türen und Beleuchtungselementen wurde Wert auf eine klare Formgebung und eine vom historischen Bestand abgesetzte Materialwahl gelegt, so dass Neu und Alt eindeutig zu unterscheiden sind und sich ein im positiven Sinne spannungsvolles Miteinander ergibt.
Das vorgefundene und bewahrte Alte hat seinen authentischen und nicht zu ersetzenden Zeugniswert neben dem Neuen behalten. Auf diese Weise ist an manchen Stellen der Eindruck des Fragmentarischen entstanden. Es wurden – bis auf Ausnahmen – keine vervollständigenden Ergänzungen oder Rekonstruktionen des ehemaligen Bestandes vorgenommen. Bewusst soll durch die gefundenen Lösungen zur Auseinandersetzung mit der denkmalwerten Anlage, mit der Geschichte des Ortes und der hier im Laufe der Jahrhunderte lebenden Menschen ermuntert werden.
Die Außenanlagen wurden durch einige behutsame Eingriffe in den Bestand nur so weit verändert, dass der Gesamtzusammenhang von umgebender Landschaft und parkähnlich gestaltetem Bereich um die Gebäude wieder deutlich ist. Die bis heute erhaltene klösterliche Abgeschiedenheit des Ortes stellt eine der besonderen Qualitäten der Anlage dar, die auch zukünftig bewahrt werden muss. Es führt keine öffentliche Straße zum Kloster, lediglich ein befahrbarer Weg, der für Anlieferung und berechtigten Personenverkehr zur Verfügung steht. Inzwischen sind sich alle Beteiligten darüber einig, dass Kloster Bentlage mit seiner zugehörigen, über Jahrhunderte geprägten Kulturlandschaft besonderen Schutz genießt und deshalb für individuellen, motorisierten Verkehr weitgehend verschlossen bleibt. (B.S.)
Kulturelle Begegnungsstätte

Nach der Umnutzung des ehemaligen Klosters und späteren Schlosses Bentlage zu einer „kulturellen Begegnungsstätte“ auf der Grundlage eines Gutachtens des Architekturbüros Pfeiffer/Ellermann, Lüdinghausen aus dem Jahre 1989 und den anschließenden umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten zwischen 1990 und 2000, ist das Kloster Bentlage heute ein weit über die Region hinaus bekannter und anerkannter, auf hohem Niveau operierender Kulturstandort.

Koordiniert durch die Kulturelle Begegnungsstätte Kloster Bentlage als eigenbetriebsähnliche Einrichtung der Stadt Rheine, agieren heute das Museum Kloster Bentlage, die Europäische Märchengesellschaft, der Förderverein Kloster/Schloß Bentlage, die Druckvereinigung Bentlage und die Stiftung zur Förderung von Kloster Bentlage.

Veranstaltet werden Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Seminare sowie Workshops für Erwachsene und Kinder, besonders im druckgraphischen Bereich, mit nationalen und internationalen Künstlern, oft auch in Zusammenarbeit mit anderen Veranstaltern aus der Region, sowie auch nationalen und internationalen Hochschulen und Akademien.
Alle Veranstaltungen finden Sie im Kulturprogramm „AKZENTE “ und auch unter „Workshop – Angebote“.
Das Kloster Bentlage wird zu Recht als „Perle des Münsterlandes“ (Erwin Schleberger) oder auch als „Leuchtturm für das Münsterland“ (Wolfgang Roters) und wegen seiner wunderschönen Lage in einer mittelalterlich strukturierten Landschaft auch als „Oase der Kontemplation“ (Ulrich Eckhardt), bezeichnet.